Programmieren im Kunstunterricht

Ein 172 Seiten starkes Lern- und Aufgabenbuch für Kunstlehrer und Kunstschüler

Als Lehrer oder Schüler können Sie dieses Buch privat und für den Unterricht kostenlos nutzen. Über Rückmeldungen und Anregungen würde ich mich freuen.

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Vorwort

Der Titel des vorliegenden Buches lautet Programmieren im Kunstunterricht. Doch müssen Schüler heutzutage überhaupt noch Programmieren lernen? Das zurzeit in allen Medien heiß diskutierte  KI-basierte Assistenzsystem ChatGPT kann nicht nur in Wechselwirkung mit Menschen Texte in einer sehr gut lesbaren Qualität erzeugen, sondern auch Programmcodes schreiben. Hierzu gibt man in natürlicher Sprache in das Textfeld seinen Programmwunsch ein und nach wenigen Sekunden erhält man den entsprechen Code. Im Kapitel 14 des vorliegenden Buches wird an mehreren Beispielen gezeigt, dass auch bei der Benutzung von ChatGPT weiterhin grundlegende Programmierkenntnisse erforderlich sind, da der von ChatGPT ausgegebene Code manchmal unvollständig oder fehlerbehaftet ist.

Eine weitere Frage, die man sich heutzutage stellen muss, ist, ob Menschen überhaupt noch Bilder malen sollten. Sprachen manche doch schon vom Tod der Kunst, als ein mittels künstlicher Intelligenz generiertes Bild mit dem Titel Théâtre d’Opéra Spatial im August 2022 einen Kunstwettbewerb in den USA gewann. Sein Schöpfer hatte es mit dem Text-zu-Bild-Generator Midjourney erstellt. Bei einem Text-zu-Bild-Generator handelt es sich um eine künstliche Intelligenz, in deren Textfeld man eine Kombination von Wörtern eingibt und die dann unter Verwendung riesiger Datenmengen aus dem Internet ein neuartiges Bild erstellt, welches in etwa der eingegebenen Wortkombination entspricht. Die so entstehenden Bilder sind beeindruckend. Wie dies genau funktioniert, wird im Kapitel 15 anhand des Text-zu-Bild-Generators Dall E 2 an konkreten Beispielen erklärt.

 

Walter Stein                                                Bad Münstereifel im Januar 2023

 

 

 

In der zweiten Ausgabe dieses Buches wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass durch den  Digitalisierungs­schub während der Corona-Pandemie an vielen Schulen verstärkt Tablets angeschafft wurden. Wie man auf ihnen und auch auf einem Smartphone p5.js-Sketche programmiert, wird in Kapitel 13 erläutert. Weiterhin wurde die alte Variablenbezeichnung var durch die neuere let ersetzt. Der Unterschied und die Gemeinsamkeit werden in Kapitel 5.5 beschrieben. Bei der Erstausgabe dieses Buches konnten Sketche, die Bild- oder Sounddateien enthielten, problemlos mit dem Webbrowser Firefox geöffnet werden. Heute verlangen aber alle Webbrowser, dass diese Bild- oder Sounddateien von einem Webserver geliefert werden. Wie man das Problem löst, wird in Kapitel 9.1 gezeigt.

Zum Schluss noch eine Mitteilung für die Menschen, die der digitalen Kunst immer noch sehr skeptisch gegenüber­stehen. Im März 2021 hat das renommierte britische Auktionshaus Christie’s ein NFT-Kunstwerk für 69 Millionen US-Dollar versteigert.

 

Walter Stein                                               Bad Münstereifel im März 2021

 

 

Programmieren lernen im Kunstunterricht? Hallo!!! Geht’s noch?! Was hat der Computer im Kunstunterricht verloren?

Nun, wenn es auch einige Menschen noch nicht gemerkt haben, neben Pinsel, Stift, Spachtel, … ist der Computer inzwischen ein wichtiges Werkzeug auch für Künstler und Designer geworden. Warum sollte man dieses Werkzeug den Schülern im Kunstunterricht vorenthalten? Ist doch digitale Bildung im Schul­unter­richt zurzeit ein hochaktuelles Thema. Digitale Bildung ist meines Erachtens aber etwas mehr als im Internet zu recherchieren, Textbearbeitungs­pro­gramme zu nutzen oder einen PowerPoint-Vortrag zu erstellen. Zur Medienkompetenz gehört auch ein Grundverständnis im Programmieren. Wer keine Grund­kenntnisse in einer Programmiersprache besitzt, der kann digital auch nicht innovativ und kreativ sein. Warum sind Google, Face­book, Microsoft, Apple, … keine deutschen Unternehmen?

Kreativität soll gerade im Kunstunterricht gefördert werden. Der Computer selbst ist aber nicht kreativ. Er ist neben Pinsel, Stift, … aber ein weiteres mächtiges Werkzeug für kreative Menschen, die ihre Ideen in Projekte umsetzen wollen. Der Mensch bleibt also der Gestalter, der den Computer als Werkzeug benutzt.

Im Kunstunterricht können Lehrer ganz konkrete, fachbezogene Aufgaben stellen, die dann mittels Pro­grammierung gelöst werden müssen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, fächerüber­greifend mit dem Fach Informatik zusammenzuarbeiten. Somit ist das Erlernen einer Programmiersprache kein Selbstzweck, sondern erfolgt, eingebunden in den fachlichen Kontext, zielgerichtet. Da­durch erfahren die Schüler, dass ihre Programmierkenntnisse wirklich nützlich sind.

Für unsere Programmierübungen benutzen wir in diesem Buch die JavaScript-Bibliothek p5.js. Sie wurde von der Künstlerin und Programmiererin Lauren McCarthy, aufbauend auf der Software Processing, geschaffen und verfolgt auch deren Ziel: Künstlern, Designer, Lehrern sowie Programmier­anfängern ein Mittel an die Hand zu geben, mit dem sie recht einfach ihre Ideen digital in Kunstwerke umsetzen können. Mit p5.js benutzt man aber nicht einfach ein fertiges Zeichen­programm oder Bildbearbeitungsprogramm. Mit p5.js baut man sich seine Werkzeuge zur kreativen Gestaltung selbst und erschließt sich so neue gestalterische Möglichkeiten, deren Ergebnis man in einem Webbrowser der Weltöffentlichkeit zeigen kann.

Das vorliegende Buch mit seinen 96 Beispielprogrammen und 50 Übungsaufgaben ist gedacht als Mut­macher für den Einstieg in die große Welt der digitalen Kunst. Auf seinen 138 Seiten kann es nicht alle Aspekte abdecken, aber wenn der Anfang gemacht ist, vielleicht bekommt man dann Lust auf MEHR!

Walter Stein

Bad Münstereifel im Januar 2019